Abschied vom Projekt BEIspielhaft

Die Senatsverwaltung für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung hat zu Beginn des Jahres 2022 mitgeteilt, dass die Aktivitäten von BEIspielhaft – „Bildung-Engagement-Integration“ zum 30. Juni 2022 einzustellen sind. Zusammen mit dem Ende der RespektAkademie entsteht eine weitere Leerstelle diskriminierungssensibler und empowernder Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche mit und ohne Beeinträchtigung.

Im Jahr 2010 hervorgegangen aus dem ehemaligen SportJugendClub Kreuzberg orientierte sich das Projekt BEIspielhaft an den Bedürfnissen und Gegebenheiten im Sozialraum und agierte zugleich bezirksübergreifend in ganz Berlin. Das Projekt ermöglichte Begegnungen und Erfahrungen, die die Wertschätzung von Menschen unabhängig jeglicher Diversitätsdimensionen förderte und die Horizonte der Teilnehmenden erweiterte.

Breite Angebotspalette im Handlungsfeld Demokratieentwicklung

Inhaltlich war das Projekt BEIspielhaft nach den Leitlinien des Landesprogramms „Demokratie. Vielfalt. Respekt. Gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus“ konzipiert worden. Seine vielfältige Angebotspalette spiegelte die Grundhaltung des Teams bezüglich der Bedeutung von Bildung und des Erlernens demokratischer Regeln und Handlungskompetenzen für gesellschaftliches Engagement wider. Dabei wurden sowohl die Vielschichtigkeit von Machthierarchien im Sinne eines intersektionalen und interkulturellen Ansatzes als auch das Empowerment von Betroffenen von Diskriminierung und Rassismus berücksichtigt.

Die Angebote griffen aktuelle politisch-gesellschaftliche und für die Zielgruppe relevante Herausforderungen im Handlungsfeld Diskriminierung und Demokratieentwicklung auf. Demokratische, menschenrechtsorientierte Lernprozesse wurden bereits bei Grundschulkindern durch außerschulische Bildungsangebote und mehrjährige Begleitung (mind. drei Jahre) angestoßen. Auf themenspezifischen Projekttagen setzten sich Teilnehmende altersgerecht und kritisch mit demokratiefeindlichen Positionen, historisch gewachsenen (Macht-) Strukturen der Diskriminierung, des Rassismus und der Marginalisierung auseinander und entwickelten eigene Handlungsoptionen für ein friedvolles Zusammenleben sowie gegen Diskriminierung, Rassismus und Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Niedrigschwelliger, erlebnisbasierter statt kognitiv-sprachlicher Ansatz

Methodisch legte BEIspielhaft in der Projektumsetzung den Schwerpunkt auf Sport, Bewegung und Erlebnispädagogik und verband diese mit erfahrungsbasierten Ansätzen der politischen Bildungsarbeit und Theaterpädagogik. Die gesellschaftliche Bedeutung von Sport und Erlebnispädagogik sowie deren integrative und persönlichkeitsbildende Potentiale waren wichtige Komponenten, um niedrigschwellige Zugänge zu Bildungsinhalten zu ermöglichen. Der erlebnisbasierte, sportbetonte und spielerische Ansatz anstelle eines überwiegend sprachlichen und kognitiven war im Bereich der Antidiskriminierungsarbeit eine Seltenheit. Er stellte ein Alleinstellungsmerkmal des Projektes dar und spiegelte sich in einer signifikant hohen Nachfrage der Angebote wider.

BEIspielhaft bedankt sich für die jahrelange Förderung, die es ermöglichte, Strukturen aufzubauen und zahlreiche Gruppen durch bedarfsorientierte Angebote und spezifische Bildungsprojekte zu erreichen. Angesichts der durch die COVID-19-Pandemie erhöhten Bedarfslage nach niedrigschwelligen, diskriminierungssensiblen und empowernden (Bildungs-)Angeboten unter Kindern und Jugendlichen im Bezirk sowie im gesamten Stadtgebiet wirft BEIspielhaft jedoch einen fragenden Blick in die Zukunft. Das Projekt beendet seine Arbeit in dem Wissen, für eine signifikante Anzahl an kooperierenden Institutionen und insbesondere für zahlreiche Kinder und Jugendliche eine große Lücke zu hinterlassen.